Gleich vorweg, warum unser Märzen sich den Namen Murph redlich verdient hat: Getreu Murphys Gesetz ging bei diesem Bier gefühlt alles schief, was hätte schief gehen können!

Es sollte also endlich ein Märzen werden. Das stand wirklich schon sehr lange auf der Wunschliste. Daher gingen bereits Monate im voraus erste Überlegungen los, wie wir unser im Vorjahr angeschafftes Läuterblech nun endlich erfolgreich zum Einsatz bringen könnten – schließlich bietet uns ja Erna jetzt zumindest in der Theorie das Potential, sogar zwei Sude parallel zu kochen. Das Blech wäre also eine prima Ergänzung im Sudhaus. Da allerdings unsere bisherigen Tests mit diesem verdammten Läuterblech alle negativ ausgefallen sind, gingen bereits im November ‘22 gemeinsame Fachsimpeleien mit den wirklich netten Profis der Privatbrauerei Schalander los – zufällig bei einer Vorort Verköstigung. So richtig erklären konnten wir uns bisher nicht, warum unser Brausetup mit Läuterblech nicht recht funktionieren wollte. So kam es also, dass wir es mit einer extra für uns zusammengestellten und gemahlenen Malzmischung aus dem Schalander probieren wollten, um zumindest eine ausreichend grobe Schrotung zu garantieren. Darüber hinaus sollte außerdem auch zum ersten Mal eine untergärige Hefe eingesetzt werden: Ein nicht ganz einfaches Unterfangen für uns, da dies eine Kühlung des Gärfasses voraussetzt (und darüber hinaus eine sogenannte Gärführung). Plan war daher, später den Sud aufzusplitten und in zwei kleineren Chargen sowohl ein obergäriges als auch untergäriges Märzen zu brauen – dazu später mehr.
Es ging also mit großer Vorbereitung und großen Plänen ins Wochenende. Angesichts der vielen Neuerungen und Unsicherheiten reichten die Stimmungen von übertriebener Schwarzmalerei, über riesige Vorfreude hin zu grenzenlosem Optimismus zwischen den Sudbrüdern. Murphy hatte aber seine eigenen Pläne mit uns. So starteten die Vorarbeiten mit dem ersten Schocker: Der Raspi mit der Temperaturüberwachung fürs Maischen ließ sich nicht mehr ansprechen. Trotz geballter IT-Expertise, inkl. externer Telefon-Joker, war einfach kein remote Zugriff mehr herzustellen. Auch stundenlange Versuche, den Raspi neu aufzusetzen, ließen sich über Nacht nicht mehr realisieren – die Stimmung sank daher zumindest bei einem im Team doch arg in den Keller (=Robi, als alten Raspi Enthusiasten), da nun wieder alle paar Minuten paar Hand die Temperatur beim Maischen abgelesen werden musste. Im Zeitalter der Automatisierung natürlich ein Tiefschlag für uns. Als wir dann so langsam gut zurecht gemacht (Stefan hatte schwer hochprozentige Schokoladen-Vanille-Kokosnuss Stouts mitgebracht ), allmählich mal ins Bett wollten, fiel uns die kleine Pfütze vorm eigentlich einsatzbereiten Braukessel auf: Der Ablaufhahn war plötzlich undicht! Also, nachts um 1 Uhr komplett nochmal von vorn, alles neu abdichten, putzen, Brauwasser anstellen… ewig spät und erschöpft ging es dann ins Bett, aber das war bis dahin natürlich alles kein gutes Omen für den nächsten Tag.
Samstag früh ging es souverän los mit den üblichen Schritten: verkatert aufwachen, verpennt den Brenner anstellen, Käffchen schlürfen und … nunja, jetzt also wieder manuell Temperatur messen.



Beim Einmaischen verlief noch alles nach Plan, aber schon nach wenigen Minuten war klar: wir haben ernsthaftes Problem. Unser Läuterblech verstopfte sich offenbar so stark, dass die Wasserschicht darunter schon zu Köcheln begann, während wir an der Oberfläche noch nicht mal die erste Rasttemperatur messen konnten.
Puuuuh, also Brenner aus! Kopfkratzen, wie das heiße Blech nun aus dem Bottich rausgefischt werden sollte ohne passendes Werkzeug?! Unser Stift war zufällig gerade selbst beim Basteln aufm Grundstück unterwegs und flexte uns mal fix was zurecht:
Nach diesem Adrenalinschub, und mit der Hoffnung, dass uns die Maische nicht angebrutzelt ist, durfte es also verspätet weitergehen. Mit fleißig Zweckoptimismus also weiter im Programm: Rasten fahren, Läutern, Hopfenkochen usw. – alles kein Problem, das sind ja routinierte Schritte für Profis wie uns: Wär da nicht Murphy mal wieder um die Ecke gekommen. Kurz nach dem die Flamme des Brenners beim Hopfenkochen erlosch, weil die Gasflasche leer war – wir hatten gut vorbereitet eine Ersatzflasche – stellten wir begeistert knapp eine Stunde vorm Gegenstromwürzekühlen fest: Die @*!$ Pumpe läuft nicht mehr, grrr. Joa, also nochmal durchatmen, kurz nachdenken, Ruhe bewahren, nen tieeeeeeefen Schluck aus der Flasche nehmen und dann die Ingenieuer-untypischste aller Lösungen überhaupt anwenden: SCHWERKRAFT BERÜCKSICHTIGEN!!! Gut, mit etwas Verzögerung konnte dann auch gekühlt werden. Die restliche Checkliste des Samstags: Fass OG abgefüllt, Fass UG abgefüllt, Sudbruder 1, 2 und 3 abgefüllt – Tag irgendwie überstanden! Sonntag nur noch putzen und dann Abmarsch.







Ach Ja, hätten wir noch den Murpyh mit seinem Gesetz: Natürlich ließ sich an unserer neuen Gärspundkonstruktion fürs untergärige am Sonntag überhaupt gar nichts an Aktivität im Gärfass ablesen! Am Montag auch nicht, Dienstag auch nicht… und auch den Rest der Woche nicht. Das hatten wir uns irgendwie anders für unser erstes Untergäriges vorgestellt. Aktionistisch wurde nochmal ne neue Hefe nachbestellt und nachträglich vom Stift dem Fass zugegeben – aber laut Gärspund weiterhin: nichts.
Der Rest verlief wie folgt: OG abgefüllt, UG nach dem Prinzip Hoffnung stehen gelassen… und letztlich abgeschrieben. Danke Murpyh!
Der Job des Wegkippens wurde Sudbruder Robi überlassen. Aber der konnte das einfach nicht so recht übers Herz bringen und hat die Würze einfach bei höheren Temperaturen nochmal angestellt. (Über das komplizierte Thema Gärführung sollten wir später erst so einiges dazu lernen)





Joa, und so kam es das unwissend für Sudbruder Phil und Stefan heimlich doch noch ein zweites, untergäriges Märzen so vor sich hin reifen sollte. Die Überraschung und Freude am Tag der Verkostung war entsprechend groß 😉
So sah das Endergebnis dann aus:

Brauprotokoll
08:15 | Angefeuert (Hauptguss 37 Liter) |
09:15 | Einmaischen bei 60°C Schüttung: 6kg Pilsner 4kg Münchner 300g CARAHELL 1. Rast bei 57°C |
09:25 | Angefeuert |
09:34 | AHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH Temp steigt nicht > Läuterblech behindert alles > es kocht 🙁 > Blech muss raus!!! > Aluprofil biegen und flexen > nix bewegt sich > zweiter Haken muss her > umfüllen? > Ah, es kommt > das Blech ist raus … |
09:57 | wieder angefeuert |
09:59 | 2. Rast bei 63°C ÄÄÄÄHHHHH Das Rührwerk kollidiert mit Thermometerhülse … WHY? > Flügel tiefer! |
10:42 | Angefeuert |
11:00 | 3. Rast bei 72°C |
11:15 | Jodprobe > Rast 10 Minuten verlängern |
11:45 | Maischen Ende |
11:50 | Läuterbeginn Nachguss: 24 Liter |
AHHHHHHHHHHHHH > die Pumpe geht nicht!!! > Kühlung muss mit Schwerkraft realisiert werden… | |
13:25 | Läuterende: 42 Liter Spindeln: 40,8°C / 13,6°P -> korrigiert 15,3°P 2 Liter Nachguss > 44 Liter im Topf |
13:43 | Angefeuert bei 40°C (zwischendurch etwas gewartet wegen Regen) |
14:30 | Hopfenbeigabe bei 80°C 27g Perle (9,7 % α) |
14:50 | Kochbeginn |
15:07 | ÄHHHHHHHH – Flamme ist aus… Gasbuddel wechseln |
15:14 | Hopfenbeigabe 10g Magnum (17,2 % α) |
16:16 | Hopfenbeigabe 40g Spalter (6,3 % α) |
16:26 | Kochende |
16:30 | Whirlpool |
16:45 | Hopfenseihern |
17:08 | Spindelln 22,4°C / 13,8°P -> korrigiert 15,95°P |
17:24 | OG abgefüllt |
17:33 | OG ANGESTELLT! |
18:10 | UG ANGESTELLT! |